Schladming und Brasilien, gemeinsame Geschichte als Ausgangspunkt für neue Ideen

1 brasilien und schladming c martin huber 9336 Foto Stadtgemeinde

Schladming erwartete am 21. September hohen Besuch. Seine Exzellenz Nelson Antonio Tabajara de Oliveira, Botschafter Brasiliens in Österreich und bei den Internationalen Organisation, kommt für einen offiziellen Besuch ins Ennstal.
Botschafter Tabajara de Oliveira entstammt einer Diplomatenfamilie in dritter Generation. Sein Vater war in den 1980er Jahren schon brasilianischer Botschafter in Österreich, seit 5. Mai 2022 vertritt nun er Brasilien in Wien. Es ist ein besonderes Jahr, denn Brasilien feiert heuer seinen 200. Unabhängigkeitstag. Dem Botschafter ist die gemeinsame Geschichte Österreichs und Brasiliens nicht nur bewusst, sondern Ausgangspunkt um die Freundschaft zwischen den Ländern zu vertiefen.

Die Stadtgemeinde Schladming hat den Botschafter eingeladen, um die historisch einzigartige Beziehung zwischen der Stadt und Brasilien persönlich kennen zu lernen. Am Mittwoch den 21. September beginnt um 14.30 ein Empfang vor dem Rathaus. Das historische Gebäude ist wohl das einzige in ganz Europa, das von sich sagen kann, einstmals Residenz des brasilianischen Kaiserhauses gewesen zu sein.



Brasilien wurde vor 200 Jahren zu einem unabhängigen Kaiserreich. Bis heute erinnern die Nationalfarben des Landes daran, Grün kommt vom portugiesischen Königshaus Bragança, dem Kaiser Pedro I. entstammte, Gelb steht für das Gold der Habsburger, eingebracht von seiner Frau Leopoldine, einer gebürtigen Erzherzogin aus Österreich. 1831 bestieg der Sohn der Habsburgerin Leopoldine als Pedro II. den brasilianischen Thron. Sein Schwiegersohn war der aus Wien stammende Coburger-Prinz Ludwig August, der sich 1884 in Schladming ein Jagdschloss errichten ließ. 1889 wurde die Monarchie in Brasilien gestürzt, die brasilianische Kaiserfamilie floh ins Exil nach Europa, ein Teil ließ sich in Schladming nieder. Vor allem Prinz August Leopold von Sachsen-Coburg, Enkel von Kaiser Pedro II. liebte Schladming. An ihn erinnert bis heute im Stiegenhaus des Schlosses ein in Stein gehauenes Monogramm, gekrönt von einer brasilianischen Kaiserkrone, wahrscheinlich die einzige steinerne Darstellung dieser Krone außerhalb Brasiliens. Seit 1940 dient Schloss Schladming als Rathaus der Stadt und viele werden wohl an dieser brasilianischen Kaiserkrone vorbeigegangen sein, ohne sie zu bemerken.

Die Beschäftigung mit Geschichte führt zur Befassung mit den eigenen Wurzeln. Im Falle von Schladming hat man diese ganz besondere Geschichte. Hier lebte eine Familie, die mit allen Könighäusern Europas verwandt war. Der Zuzug der Coburger nach Schladming in den 1880er Jahren war auch ein Wendepunkt in der Stadtgeschichte. Nach dem Ende des Bergbaus begannen Jahrzehnte des Niedergangs, doch mit den Coburgern begann ein neues Kapitel der Wirtschaftsgeschichte, Schladming wurde zu einem internationalen Zentrum des Tourismus.

Doch die Beschäftigung mit den Coburgern soll Türöffner für ein Wiederentdecken der historischen und kulturellen Schätze der Stadtgemeinde werden. Schladming bietet ja einzigartiges, wie das historische Klangfilmtheater mit seiner einmaligen Akustik oder die für Österreich besondere ökumenische Tradition der Stadt, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Bereits der Besuch des brasilianischen Botschafters am 21. September brachte prominente Besucher nach Schladming. Neben Nachfahren der Familien Sachsen-Coburg und Gotha und Habsburg-Lothringen kamen Vertreter des Landes Steiermark und auch die Bürgermeister und Freunde der Nachbargemeinden.